Wenn man ein „Nein“ nicht als Einladung zum Widerspruch sieht (nicht zur Widertat), dann erfährt man sich schnell als „gelöscht“, „gecancelt“, was etwas vielleicht anderes ist als „abgekanzelt zu werden“, obgleich beide die selbe sprachliche Wurzel haben und das Deutsche, wenn man sich so umhört, wahrscheinlich die Sache auch ganz ordentlich trifft.
Wer abgekanzelt ist, dem wurde klar gemacht, wie unwesentlich sein Beitrag zur Situation, zur Sache und überhaupt zur Welt sei. „Sei“, weil nicht immer ein „ist“ zutreffend das Abkanzeln beschreiben muss.
Damit man nicht in solch eine ungemütliche Lage kommt, ereifern sich viele Helfer und Stimmen, einem schon lange vor einem „Nein“, Hinweise auf den rechten Weg, die rechte Sache und die rechte Sprache zu geben (welch eine Gemeinheit der rechten Sprache und das auch noch wenn es ge-recht zugehen sollte). Wobei wir mitten im Morast der Mehrdeutigkeit aller Sprachen und der Lust der Abkanzler sind, sich auf eine einzige Deutigkeit zu werfen und diese dann ganz eindeutig als alleinige Deutung zu vertreten.
Die vielen Stimmen, die unsere Gedankenwelt harmonisieren, aus der großen Oper des Lebens einen einstimmigen, eintönigen Summsang werden lassen wollen, ähnlich dem betulichen Summen des verzweifelten Vaters, der sein Kind zum Schlafen bringen will, dieses eintönige Gesummse es schläfert uns und die Gesellschaft ein.
Ganz in dem Sinne, wenn wir schon untergehen, dann im Schlaf.
Aufgewacht. Das hatten wir schon öfter, lange vor dem Biedermeier und erst kürzlich jenseits der Mauer und nicht lange davor allerorten.
Aufgewacht. Harmonie ist ein anderes Wort für Langeweile. Noch viel übler: aufgedrückte Harmonie ist Tyrannis pur.
Raus aus den klostermauerendlosschleifenden Gregorianern, weg von den wiederkehrend wiederholenden Meditierern.
Rauf auf den Höllenritt der Klassik, Toben über den kahlen Berg und brüllen „Another Brick in the Wall“. Nicht zuletzt: no satisfaction, denn es geht weiter und sogar besser.
Lasst die Betulichen summsend dahindämmern, ohne die geht es auch. Eigentlich, ohne die geht es besser.
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