Auftritt Barbara Schöneberger bei Harald Schmidt am 20. Mai 1999. Küsschen links, Küsschen rechts, leicht schmachtender Blick Schöneberger und Schmidt.
Kommentar Anja Reschke 9. Februar 2023 „ist das hot… aus heutiger Sicht vielleicht ein bisschen zu hot“.
Reschke Fernsehen: Macht und Sexismus: It’s a match! | ARD Mediathek (Min. 2:50-4:00).
Es ist zwar Karneval und es soll Satire sein, doch es ist bitter ernst gemeint. Schöner kann man die neue Deutsche Kultur nicht beschreiben. Schöneberger und Schmidt „ein bisschen zu hot“. Prüder geht nicht.
Hiermit läuten wir endgültig die neue alte, prüde, bigotte und schlimmere Viktorianische Wende ein. Uns Anja vornedran, Viktoria! Soll sie heißen, von nun an.
Gegeben am Karnevalssonntag des traurigen Jahres 2023.
Philipp Frankfurter
Ich glaube nicht, dass der Fehler darin besteht, dass Anja Reschke prüde ist. Sicher ist sie das, aber warum auch nicht? (Und ich kann ihre Abneigung da sogar nachvollziehen: Auch ich finde die Art Mainstream-Erotik ziemlich ätzend, die Schöneberger und Schmidt zelebrieren – hat mich in meinen Jugendjahren 15 Jahre vorher sehr verunsichert, weil ich in meiner Naivität glaubte, Erotik müsse so sein und ich hätte mich dieser Norm anzupassen.)
Der Fehler besteht darin, dass sie ihre (wie ich finde: angenehme) Haltung wiederum zur Norm zu machen versucht, indem sie behauptet, das sei die Haltung „unserer Zeit“. Da sind wir doch wirklich schon ein paar Schritte weiter, indem die erotische Vielfalt, die es immer schon gab, inzwischen auch öffentlich wird und die alte heteronormative Erotik nicht mehr normativ ist, sondern nur noch eine Variante neben Prüderie, Androgynem und Queerem aller Art. Eine Haltung „unserer Zeit“ gibt es nicht mehr, Gott sei Dank.
Darum verstehe ich auch nicht, weshalb Reschke in der Aufmachung ihrer Sendung das Mackertum ebensolcher 90er-Jahre-Fernsehshows halb parodierend, halb imitierend übernimmt. Wenn Sie mich fragen: Das passt nicht mehr in unsere Zeit!