Die Soziologie ist jene Wissenschaft, die den Menschen am ernstesten nimmt. Weil sie am wenigsten über ihn zu sagen hat. Sich am ehesten traut, die Schultern zu zucken und zu sagen: „Keine Ahnung.“ Schon Max Weber wunderte sich, wie so eine Straßenbahn funktioniert und es auch noch schafft, allerlei Menschen zu transportieren. Erving Goffman saß auf den Shetland Inseln in der Hotel-Lobby, sah den Menschen beim Kommunizieren zu, und wunderte sich, dass überhaupt irgendeine Kommunikation funktioniert. Und Niklas Luhmann sprach erst gar nicht mehr vom Menschen, sondern von Kommunikationssituationen, die es zu beschreiben gilt.
Auch wir sind beides Soziologen (aber das spielt ab jetzt keine Rolle mehr), und wollen den Menschen ernst nehmen und fragen: Was wissen wir wirklich? Und was ist nur Gerede? Wir glauben, dass wir mit dem uns eigenen Blick durch die uns eigenen Fenster und Scheuklappen wenig bis nichts erkennen, was in der Welt geschieht. Und dennoch täglich versuchen, das Wenige, was wir wissen können, auch zu finden.
In diesem kritischen und sich zurückhaltenden Sinne lesen Sie hier allerlei darüber, was wir trotz allem versuchen zu verstehen. Und noch mehr, wir schauen auf die, die nicht versuchen zu verstehen, sondern einfach machen – in Politik, Journaille und Wissenschaft.
Ich für meinen Teil kann das, was ich aussagen will, oder genauer – was ich will dass der Leser zwischen den Zeilen selbst herbeiliest – am besten durch literarische Texte ausdrücken. Mein Freund Peter Mohler schafft dies durch Essays. Und unsere Gäste, die wir immer wieder hier begrüßen wollen, auf ihre je eigene Weise.
David Emling
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