Irgendwo in einer meiner Schatztruhen liegt das amtliche Dokument meines Nichtschreibenkönnens. Mohler, setzen sechs, teilt der hauptamtliche Deutschlehrer mit. Danach ging’s bergauf zur Fünf und im Endspurt eine Vier als Gnadenbeweis. Ganz offensichtlich war das ein Akt der Befreiung für mich, denn schlimmer konnte es nicht mehr werden, dachte ich und schrieb munter ohne weitere Folgen vor mich hin.
Und es kam schlimmer. Nein, nicht wegen meiner Unentschiedenheit zwischen dem Recht und der Schreibung, sondern wegen meiner unschuldigen Annahme, linke Soziologen mögen keinen Blocksatz (das war noch vor der Zeit des Blogsatzes). Deshalb schrieb ich meinen Habilitationsvortrag mühsam mit der Hand, obwohl ich mit der Schreibmaschine und Zehnfingersystem viel flotter war. Weil aber Soziologen, die sich links dünkten, nur das äußerst mühsame Zweifingergeierhacksystem intus hatten (plus jede Menge Kraut), dachte die versammelte Fakultät, ich nähme sie mit meinem handschriftlichen Manuskript nicht ernst. Mit ernsten Folgen, denn ich musste noch mal ran.
Was lernte ich daraus? Die Leser und Zuhörer verstehen viel öfter als ich mag genau das Gegenteil von dem, was ich sagen will. Das wiederum beweist die Klugheit des hauptamtlichen Deutschlehrers. Kurz: ich kann’s nicht, deshalb schreibe ich.
Peter Mohler