Es geschieht selten, dass ich ein Buch in hohem Bogen in den Papierkorb befördere.  So geschehen vor vielen Monaten mit Sloterdijks Briefroman, dessen Titel unerwähnenswert ist. Als ich an die Stelle „kein Mensch versteht die Frauen“ kam, erfolgte sofort der Abwurf in den Papierkorb. Ein Philosoph, der einen derartigen Denkfehler schreiben kann, ist keiner. Denken Sie mal nach, was dieses Mann da gemacht hat.
Heute dazu mal was in Sachen Sprache. Die Sache mit dem grammatischen und dem „wirklichen“ Geschlecht ist verzwickt. Vor allem aber ur- ur- uralt. Und völlig ungeordnet in Europa, mindestens, was das Mond angeht. Nehmen wir mal an, das „Geschlecht“ wäre amtlich völlig uninteressant, etwa indem dazu nichts mehr in der Geburtsurkunde oder einem Ausweis steht, Vornamen nach Belieben vergeben werden könnten (wenn man die Fingerabdrücke im Ausweis hat, braucht man eigentlich nicht einmal ein Bild, um eine Person eindeutig zu identifizieren). Heiraten, Armee, Geschäft aufmachen? Mindestalter 18, basta.
Und jetzt zur Sprachrevolution:
Natürlich wissen wir alle, wie sehr das grammatische Geschlecht den Spracherwerb behindert, Bildungsschranken aufbaut, Berufschancen mindert. Gehen wir also davon aus, der grammatische Begriff färbe auf die Wirklichkeit heftig ab. Dann muss was gegen diesen Einfluss sprachlich unternommen werden. Wenn wir das so wollen, und viele wollen das, dann sollten wir uns etwa einfallen lassen.
Was uns bisher einfiel sind Reförmchen, nach dem Motto, „ich möchte explizit genannt werden“. Bäcker*innen ist derzeitig wohl aktueller Stand. Möglichst auch hörbar gesprochen. Was ein Umstand. Ein neuer Buchstaben, ein neuer Laut. Geht es auch nicht einfacher?
Wo ist denn das Neutrum geblieben? Keiner spricht vom Neutrum, wenn es um das grammatische Geschlecht geht. Ein weit unterschätzter Begriff. Was kann man damit machen?
Warum schafft keiner das grammatische Geschlecht ab? Man vereinfacht die deutsche Sprache, indem man Feminin und Maskulin abschafft und nur einen Fall, den Nominativfall nutzt, aka N-Fall.
Das wäre doch mal eine echte Sprachreform! Hier ein anderes Text in das zeitgemäße N-Form:
Von jetzt an wird für ein Substantiv, was immer es bedeuten mag,  das N-Fall genutzt. Also: das Bäcker, das Maler, das Mensch, das Chirurg, das Komponist, das Dirigent, das Soziologe, das Mond, das Sonne. Klingt erst mal gruselig? Ach, das ist wie mit Austern, erst mal gruselt man sich, dann schlürft man sie in sich hinein, ohne sich beim * zu verschlucken und so weiter. Außerdem, wenn die Engländer das können, können wir das erst recht. Übrigens, wer die Wörter im Plural nutzt, merkt fast gar nichts ihr lieben Leute.
Philipp Frankfurter