Wilder Südwesten

Kategorie: Frankfurters Welt (Seite 4 von 5)

Ein Maskenball*

Treffen sich zwei mit FFP2-Masken. Er hustet schrecklich. Wird er sie anstecken? Sehr, sehr wahrscheinlich nicht. Selbst gut sitzende blaue Operationsmasken und ein zusätzliches Tuch sind enorm wirksam.** Das ist seit langem bekannt.
Was soll dann der Totschlag unseres Zusammenlebens, Lockdown genannt, wenn doch ein allgemeiner Maskenball uns schützen kann. Na ja, das sagen die Amerikaner, alles nur Politik. Nein, das sagen auch die deutschen Datenblätter der Maskenhersteller. Also, warum kein Maskenball? Zu einfach? Ja, man kann doch nicht zugeben, dass der ganze Aufwand, das stundenlange Feilschen um 7 Tage Lebenssperre mehr oder weniger, die vielen schönen Bussgelder, oder die häufigen deutlichen Urteile der Gericht schon seit längerem unnötig waren  und bleiben. Man kann auch nicht zugeben, dass die blauen lose hängenden Operationsmasken in den Altenheimen eher Schambedeckungen als Schutz für Pensionisten oder Pfleger waren, sind und auf ewig bleiben werden. Mann und Frau kann nicht zugeben, dass so etwas schlichtes wie OP-Maske plus Tuch eine gute Lösung sein könnten. Und das ganze auch noch mutantenfest. Nicht zugeben können, scheint eine eigene Pandemie zu sein, leider schon älter als Corona und vermutlich auch hartnäckiger .
Einen Lichtblick gibt es, wir können uns alle schützen, während die anderen nicht zugeben können, indem wir den großen deutschen Maskenball ausrufen. Frohe Fastnacht!

Philipp Frankfurter
* Oper von Guiseppe Verdi  mit nur einem Toten
**https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/more/masking-science-sars-cov2.html

Für alles ist Geld da, nur nicht für unsere Zukunft – Eine fast verzweifelte Polemik

Weder für eine vernünftige, auskömmliche Rente, noch für die Natur, noch das Klima, noch die Kranken, noch die Alten, noch die Jungen, von Bildung und Kultur wollen erst mal gar nicht reden. Ja, wer verprasst denn unser ganzes Vermögen?
Sind es die nicht immer unbestechlichen Bauunternehmen bei öffentlichen Bauten, die zusammenfallen, bevor sie ordentlich abgeschrieben sind? Sind es die ehrenwerten Verkäufer von Wehrtechnik, die schneller auseinanderfällt, als jeder Feind schießen kann? Sind es die Betreiber und Eintreiber im Gesundheitswesen, die mit Krankheit gute Geschäfte machen? Sind es die Mitarbeiter der manchmal offenen öffentlichen Hand? Sind es die institutionellen Anleger, die überall mit der Drohung zu schließen, unser Steuersäckel plündern und deren Gewinne in den Taschen der Boniträger versickern?
Vielleicht, aber nur vielleicht; das Geld versickert, strömt manchmal sogar, in alte, undichte Kanäle des immer schon Dagewesenen; verwaltet von denen die bei jeder neuen Idee nur fragen können „wie teuer ist das?“
Nur ein Beispiel, die Rente: ich habe vergessen, wie viele Beitragsjahre mir durch „Reformen“ im Laufe der Jahre „wegretouschiert“ wurden. Alle paar Jahre, wurden es weniger. Dabei hatte ich doch einen Vertrag mit der Gesellschaft, an den ich mich zu halten hatte, nicht aber der Staat. Wo kommt die Frechheit her, den Leuten heute zu sagen, ihre Rente könnte nicht bezahlt werden, aber alles andere einschließlich einer unappetitlich gefräßigen Rentenverwaltung?
Liebe ökonomische Pfennigfuchser, ihr habt geholfen und seid noch fleißig dabei, unsere Gesellschaft und vor allem unsere Zukunft in Grund und Boden zu sparen, weil ihr von kaufmännischem Denken nichts begriffen habt. Eure überschlichten Excelrechnungen verbunden mit der Gier einer aalglatten Managementkaste entziehen uns allen Billionen über Billionen, die für die Zukunft aller dringend benötigt werden.
Kurz, die Rente muss wieder sicher werden, Krankenhäuser, Altenheime usw. sind keine Kapitalanlage, Schulen und Universitäten sind kein Geschäftsmodell und die Kultur kein Abrissprojekt.
Was wir nicht brauchen, sind überbordende Verwaltungen in Zeiten von Arbeitskräftemangel, leicht zu eliminierende Panzerziele in Zeiten von IT- und Guerrilliakriegen, keine dummdof ausgeführte Bauvorhaben in Zeiten guter Bildung, keine offenen Hände allerorten in Zeiten des öffentlichen Moralisierens. Es gibt genug Leute, die gerne für gutes Geld, Ausbildung und verlässliche Lebensplanung hart arbeiten. Denen sollten wir eine Chance geben.
Philipp Frankfurter

Am fünfundzwanzigsten Mai ist Corona vorbei

Warum? Weil es sich reimt. Und am dreißigsten Mai wäre ja Weltuntergang oder? Ganz im Ernst, so weit hergeholt ist das nicht, weil: derzeit fast 200 Impfstoffe in der Planung sind, bei 9 läuft Phase III der Erprobung, 2 sind in der EU zugelassen, Indien, China und Russland haben eigene Impfstoffe und fast jeden Tag kommt ein neuer Impfstoff in die Erprobung.* Es lohnt sich einfach Impfstoff herzustellen. Wenn etwas in dieser Pandemie exponentiell wachsen wird, dann die Menge an guten Impfstoffen. Nicht lange und die Impfzentren werden abgebaut, weil es auch im Kaufhaus geht (fahren Sie nach Moskau).
Deshalb ist der fünfundzwanzigste Mai nicht nur ein Reim.
Und was macht Spahn danach? Das ist doch die große Frage. Wird es ihm gelingen Corona künstlich bis zur Wahl am Leben  zu halten? Werden die Grünen das zulassen? Werden die Sozialwissenschaftlern den Virologen und Physikern endlich mal die Datenleviten lesen?
Dennoch, der Mai wird kommen, die Bäume werden ausschlagen und wir über die Stränge.
Peter Mohler

*https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/impfstoffe-zum-schutz-vor-coronavirus-2019-ncov

Shut up, enough is enough oder über den Verfall der Normen freier Rede

Jetzt, wo alle auf ihn einschlagen und die Staatsanwälte die Messer wetzen, jetzt sperren Twitter & Co. die Konten von Donald Trump. Was für ein Kraftakt. Wie schön, dass Hass und Putschversuche so rasch eingedämmt werden, oder?
Nein, es ist leider nicht so, weil seit längerem die Norm, niemandem durch Meinungsäußerungen Schaden zuzufügen, verletzt wird.
Gut wäre es hier, wenn wir die feine Unterscheidung von „Meinung äußern“ und „Propaganda“ durchgehend beherzigen würden. Sie wissen nicht, von was ich rede? Ganz einfach von der Begrenzung meiner Freiheit durch die Freiheitsrechte der anderen. Stehe ich in meinem Keller und schimpfe vor mich hin, beleidige Gott und die Welt, ist meine Redefreiheit grenzenlos. Stelle ich mich auf den Balkon, um Gott und die Welt wissen zu lassen, was ich so denke, ist das nicht mehr der Fall, sofern mich eine hören kann. In dem Moment, wo ich weiß, dass mich einer hören kann, schimpfe ich nicht mehr vor mich hin, sondern schimpfe „um zu“. Ich bin so laut, weil ich gehört werden will (um gehört zu werden), weil ich etwas bewirken will (um etwas zu ändern). Genau ab da greifen Recht und Normen ein. „Um zu“ ist ein gesellschaftliches Handeln, das wie alle Handlungen durch Normen (Gesetze, Sitten) regelbar ist und geregelt wird.
Als unzulässiges Handeln gilt vor allem: jedes Eintreten für national, rassisch oder religiös motivierten Hass, das geeignet ist zur Anstiftung von Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt (Artikel 20  der internationalen ICCPR-Konvention von 1966). Weiterhin darf die Redefreiheit zum Schutz der Rechte Dritter und deren Ansehen, sowie der nationalen Sicherheit, der öffentlichen Ordnung oder Gesundheit bzw. Moral eingeschränkt werden (§19, 3 ICCPR).
Schon interessant, daß eine britische Richterin im Falle Assange auf die Einschränkung der Rede- und Handlungsfreiheit hinweisen mußte und zugleich die Persönlichkeitsrechte (Würde) von Julien Assange schützte. Vielleicht denken wir alle einmal über den kleinen Trump oder Assange in uns nach, der so gerne “die Wahrheit” über etwas oder jemanden hinausposaunen möchte, um etwas zu bewirken, was wir ansonsten nur durch zähes kontinuierliches Ermitteln, Überzeugen, Handeln und Aushalten bewirken könnten. Diese Abkürzungen via Diebstahl, Fake News, Unwahrheiten, unbewiesenen Behauptungen, übler Nachrede, Besserwisserei, kurz Gemeinheiten haben sich in unser gesellschaftliches Leben über die letzten Jahrzehnte eingeschlichen. Unsere Entschuldigung ist “die gute Sache”, für die wir eintreten. Entschuldigen Sie bitte, aber genau das ist, was Propaganda ausmacht: alles mögliche, das meiner Sache dient, zu behaupten, und meine Sache ist immer gut. Nein danke, so geht das nicht.
Deshalb öfter mal einem lauthalsigen Propagandisten “shut up, enough is enough” zurufen. Das “jetzt reicht es” unterscheidet sich übrigens gewaltig von der political correctness, weil die auch im Keller zuschlägt.

Peter Mohler

Weihnachten und politischer Zynismus

Frohes Fest! Das muss gesagt werden und immer wieder gesagt werden, denn die zweitausend Jahre alte Botschaft kündet von Befreiung, Gleichheit, Gerechtigkeit und Liebe. Der Rest ist Muff von zweitausend Jahren unter den Talaren. Freuet Euch alle, nicht nur die Christenheit, denn die Nachricht ist klar: lasst Euch nichts, aber auch gar nichts von Talar- und Krawattenträgern und deren weiblichen Epigonen einreden. Damit sind wir beim Thema.

Schrecklich, diese Bilder von Lastwagenschlangen vor Dover. Nicht vergessen, in jedem der Laster sitzt mindestens ein Nachbar, ein Freund, ein Verwandter, ein Mensch, nicht eine Maschine. Warum stehen die da vor Weihnachten herum? Boris sei Dank. Ohne Not stellt er sich hin, zischelt etwas von 70% infektiöserer Variante, knallt einen Überlockdown seiner Bürgerschaft vor die Füße und hofft klammheimlich, dass die Nachbarn nervös werden. Denen kam das gerade recht, mal so richtig Krawall machen. Blitzartig alle Grenzen zu, Menschen über Nacht im Flughafen einsperren, schaut her, wie stark und mächtig wir sind. Pustekuchen. Kleingeister, Auf-die-nächste-Wahl-Gucker, ungebildeter gesellschaftlicher Bodensatz. Taub für der Virologen Beruhigung. Der ganze Zinnober auf dem Rücken von Menschen, Nachbarn, Verwandten, Freunden, Gästen.
Dem setzen wir ein Krönchen mit den Bildern von in den Wald getriebenen Flüchtlingen auf. Lieber lass ich doch ein paar Leute im Wald verrecken, als dass ich auf die Bilder verzichte mit der tollen Abschreckung für Leute, die meine Nachrichten nicht sehen wollen oder können. Kein Transport in eine vernünftige Unterkunft um die Ecke. Gruselig. Gott schütze unsere Kinder, dass sie dereinst nicht in einem fremden Wald an Weihnachten verrecken.
Der ganz große Preis geht an Boris den Schrecklichen. Nicht vergessen, es gab eine ausverhandelte Vereinbarung zwischen der EU und GB. Und dann kam Boris. Der wollte seinen Spaß wie einst auf der Uni. Verhandlungsklamauk ohne Ende. Barnier & Co. sei Dank, dass die 27 EU-Partner nicht in diesem Tollhaus untergingen. Das Kleinkind Boris ist wohl von zu vielen B-Movies mit Chickenkämpfen verdorben worden (zwei Autos rasen aufeinander zu, wer zuerst ausweicht hat verloren). In seinem Eifer hat er verpasst, dass er schon am Start verloren hatte und Barnier nur die Trümmer auflesen und Heftpflaster an GB verteilen musste. Dafür durfte die EU- Kommission Weihnachten vertagen. Ja, auch dort arbeiten Verwandte, Freunde, Nachbarn.
Ein wackeliger Deal verpackt als Weihnachtsgeschenk, wo keiner weiß, an wen das Geschenk gehen soll, das ist nur die Spitze des Eisberges der alltäglichen Politikzynismen.

Also Leute – höret die zweitausend Jahre alte Botschaft von Befreiung, Gleichheit, Gerechtigkeit und Liebe. Verschließt Augen und Ohren vor den süßen zynischen Gesänge der Andermachtbleibenwollenden (aka Politikerinnen und Politiker).
Frohes Fest.

Philipp Frankfurter

Menschenmaterial im Öffentlichen Dienst

Ja, das Unwort des 20. Jahrhunderts hat eine Klause im Öffentlichen Dienst gefunden. Historiker sagen, es sei schon immer dort besonders gerne verwendet worden, vor allem im Militärischen. Die Bürokratie hat so einen Hang zur Sache, dem alles Menschliche fremd ist. Nur ihr sind Bedarfe gängig und Bedürfnisse nur als Anstalt denkbar.
Die beobachtbare Distanz zum Menschlichen erschleicht sich die Vorstellung Menschen als Sachen zu sehen, eben Menschenmaterial. Damit verbunden ist eine Art Einfühllosigkeit, die sich im britischen Ratschlag an frierende Rentner „doch Mützen zu stricken“ oder im deutschen an fröstelnde Gemeinderäte „in Corona-Zeiten Decken zur Sitzung mitzubringen“ zum Gespött macht der zivilisierten Unöffentlichen Dienste, vulgo bürgerliche Gesellschaft.
Insofern steht der Öffentliche Dienst außerhalb oder zumindest neben der bürgerlichen Gesellschaft. Den Bürgerinnen vergeht das Schmunzeln, wenn sie in die Fänge der Bürokratie gelangen. Zur Verteidigung kann man nur anführen, dass die versachlichte nichtmenschliche Sichtweise höchst erfolgreich erscheint und deshalb gerne von großen Organisationen kopiert wird.
Warum? Na ja, wenn man sich mit Sachen beschäftigt, kann man sich Mitgefühl, Fürsorge und Liebe schenken. Es genügt ein Staubtuch und ein Aktenordner. Menschenmaterial braucht keine Führung (was Zuwendung bedeuten könnte). Es genügt Struktur, am besten rechteckige Schuhschachteln, die man beliebig stapeln  kann. Im Land der Schuhschachtler ist Verirren die Regel, besonders, wenn es um Verantwortung geht, da hat Kafka das Wesentliche gesagt.
Und weil es so schön ist, bastelt man immer weiter offizielle Strukturen, informelle Strukturen, strukturiert sich selbst, bis man aktenordnerähnlich wird. Sogar die liebe alte rebellische Korruption wird fein säuberlich multi-strukturell eingefangen.
Warum läuft der Laden trotzdem? Weil nicht alle mitmachen. Was heißt, er könnte viel besser laufen. Genauso rational und versachlicht, ohne Menschen zur Sache zu machen. Nur die Schuhschachteln und die Minimachtpositionen wären in Gefahr. Wären, sind aber nicht, denn die Deutschen und andere sind Schuhschachtelfetischisten ohne Outing, mindestens.

Philipp Frankfurter

Das IT Mysterium des Öffentlichen Dienstes

Corona, versprochen ganz kurz. Wer liest und hört, was Radio, Presse, Fernsehen inzwischen routinemäßig zu den täglichen RKI (der arme Robert) Fallzahlen sich abringen, der braucht über kurz oder lang Bullrich Salz oder gar einen Protonenpumpenhemmer (wer googelt, bei dem macht es gelegentlich Bing).
Lange dachte ich, die tägliche Coronawasserstandsmeldung sagt mir, wie viele Leute heute im Unterschied zu gestern positiv auf Corona getestet wurden – ok, mit dem Problem, der über längere Zeit sich ändernden Zahl der Testungen – aber das sollte von Tag zu Tag keine Rolle spielen. Nein, liebe Leute, das stimmt so nicht, das wäre ja zu einfach. Wie das RKI sagt, berichtet es jeden Tag „Fälle, die dem RKI täglich übermittelt werden. Dies beinhaltet Fälle, die am gleichen Tag oder bereits an früheren Tagen an das Gesundheitsamt gemeldet worden sind“ – macht es jetzt bei Ihnen Bing?
Klartext: Berichtet wird die Zahl der täglich abgegebenen Meldezettel von Gesundheitsämtern, egal, wie lange die auf dem Dienstweg hängen geblieben sind.
Für den einfachen Tagesvergleich taugen solche Zahlen schlicht nicht. Deshalb winden sich die Medien so sehr, wenn sie den täglichen RKI-Wasserstand berichten.
Und damit sind wir beim Thema, dem IT-Mysterium im Öffentlichen Dienst (It ist ein linker Nebenfluss der Wolga. IT ist nicht die Abkürzung für Intelligente Technik, sondern Informationstechnologie, steht aber auch für den Killer-Clown Pennywise bei Stephen King’s „IT“, dem Bösen schlechthin…). Während sich die große weite Welt wie Coca Cola, Wells Fargo, BMW oder Peters Musikzimmer auf etablierte IT-Anbieter verlässt (ORACLE, SAP, Microsoft, AMAZON, SPSS, SAS, WordPress, Strato, Microsoft Office, Open Office u.v.a.m.), hatte der Öffentliche Dienst immer ganz besondere Problemchen, die ein eigenes Progrämmchen dringend notwendig machten und machen. Am besten hausgemacht (selbstgestrickt). Bekanntlich dauert Handarbeit lange, oft fällt eine Masche herunter oder die Hände verkrampfen. Und jeder Handstricker in jedem Öffentlichen Diensthäuschen hat natürlich sein eigenes Muster, das er nur ungern mit anderen Diensthäuschen teilt. Ergebnis: Jahrelang wartet die Polizei auf einen deutschlandweiten abhörsicheren Digitalfunk. Und wir warten heute auf eine vernünftige, handzettelfrei Corona Statistik. Und bitte…fordern Sie nicht lauthals Markus Söder, der kann es genauso wenig.

Philipp Frankfurter

Ehrenamt und Inkompetenzvermutung

Wen die Wähler in ein Amt wählen, dem geben sie auch den Verstand mit. Denkste. Während im gewöhnlichen Leben jeder zeigen muss, dass sie den Job kann, oft sogar noch dafür geprüft wird, reicht beim üblichen politischen Wahlamt, sagen wir Bürgermeister von Dorf bis Millionenmetropole, das richtige Geburtsdatum und das war es dann.
So schauen uns dann mehr oder weniger gestylte Gestalten von den Wahlplakaten an, die versprechen alles, nur nicht ausgebuffte Verwaltungsarbeit. Halt, was soll das mit der „Verwaltungsarbeit“ bedeuten? Noch nicht gewusst: Bürgermeisterinnen und auch Gemeinderäte sind Teil der Verwaltung und was macht die? Genau: „Verwaltungsarbeit“. Dort gilt zum Beispiel der Grundsatz „wer schreibt der bleibt“. Der andere heißt „lesen statt hörensagen“. Wer sich umschaut bzw. öffentlichen Sitzungen von Gemeinden beiwohnt, glaubt oft nicht richtig zu hören, weil praktisch keiner die Vorlagen geschweige denn die notwendigen Gesetzestexte gelesen hat. Erste Vermutung: die Zahl der Analphabeten im Ehrenamt ist gewaltig. Kann das sein? Wer weiß. Sicher ist, keiner verlangt irgendeine Anstrengung von den Amtsträgern, sich in die Materie einzuarbeiten, von Fort- und Weiterbildung darf man gar nicht reden. Das gilt, obwohl die Zahl der Angebote Legion ist. Aber überlaufen sind die garantiert nicht.
Was bleibt, ist der Frust professioneller Verwalter über inkompetente Wahlämtler und die Verzweiflung der Bürger über deren Mittelmäßigkeit. Und jetzt bitte nicht mehr wundern, warum so vieles auf kommunaler Ebene steckenbleibt. Da war doch was mit der Wissensgesellschaft….
Philipp Frankfurter

Institutionen sind nicht resilient

Wo ist die Sowjetunion? Hoechst? Fort und weg und vergessen.  Nicht so die Menschen in der Sowjetunion oder Arbeiter von Hoechst. Sie haben das „Abschalten“ eines Staates oder einer Fabrik überlebt, so wie viele Menschen schwere und schwerste Erlebnisse überleben, weiterleben, sogar vorwärtskommen. Das ist soweit nichts Neues.
Warum erwähne ich das hier und heute? Weil der Lockdown ein Institutionenkiller ersten Grades werden kann, wenn nicht schon ist. Wird es noch mal Martinsumzüge geben? Wird sich nochmal eine Gruppe aufraffen den örtlichen Gesangsverein wiederzubeleben? Findet sich jemand, der die kleine Kneipe übernimmt? Verlieren sich Freundschaften und Bekanntschaften im Coronanirwana?
Und dann die Kultur, das Sparschwein der Politik. Immer wenn man zu viel Geld für Pomp und Unsinn ausgegeben hat, wird an der Kultur gespart. Egal, wie viel Mühe und Kraft es gekostet hat die ganz kleinen, größeren und ganz großen Kulturinstitutionen auf die Beine zu stellen und jahrzehntelang prosperieren zu lassen.
Leute passt auf, das kann ein neuer kultureller Todesreigen werden, nehmt das bitte ernst.
Philipp Frankfurter

Die Grenze im Kopf oder was unterscheidet den Elsässer vom Gälfiesler?

Sagt der eine Freund, ein Kollege sei von seiner Firma 14 Tage nach Hause geschickt worden, obwohl er negativ auf Covid getestet sei. Ok, die Firma ist halt sehr vorsichtig. Warum nicht.
Sagt der andere Freund, bei Ihnen dürften die Elsässer nicht mehr kommen, wenn sie in „systemrelevanten“ Abteilungen arbeiteten. Und wer arbeitet denn dann bei Euch in Karlsruhe? Aja, die Leute aus Durlach, Gaggennau, dem Bahnofsviertel und so weiter.
Frage, was unterscheidet coronamäßig Karlsruhe (Gälfieslerland, wie die Pfälzer sagen) vom Elsass? Glaubt man den Risikowarnungen: nichts. Karlsruhe und Umgebung ist tiefrot, das Elsass auch. Waschen die sich im Elsass nicht die Hände? Tragen die keinen Mundschutz? Gibt es keine Tests? Dürfen die Pendler überhaupt kommen? Ja, die dürfen.
Zur Hölle mit dieser verdammten Grenze im Kopf sagt der linksrheinische zum rechtsrheinischen. Etwas grober gesagt: das ist Fremdenfeindlichkeit 4.0
Philipp Frankfurter

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